Immer häufiger werden wir gefragt, ob wir unsere Fotos eigentlich bearbeiten. Die ganz klare Antwort darauf ist „Njein“. Denn Bildbearbeitung ist einfach Definitionssache und nicht generell mit „ja“ oder „nein“ zu beantworten. Wenn Du mehr zu uns und unserer Einstellung zur Fotobearbeitung erfahren möchtest, schau mal hier rein.

Grundsätzlich muss bei der Fotobearbeitung unterschieden werden, ob die Fotos im JPEG oder RAW-Format aufgenommen werden. Wirklich jede Digitalkamera nimmt das geschossene Foto erstmal im RAW-Format auf – sogar ein Smartphone! Ein RAW enthält alle nötigen Bildinformationen vom Sensor – es wirkt dennoch immer sehr blass und das Farbprofil ist äußerst flach. Ein Smartphone oder eine normale Digitalkamera wandeln dieses RAW nun automatisch in ein JPEG-Foto um und passen gleichzeitig einige Werte des RAWs an. So sehen die JPEG-Bilder dann z.B. nicht mehr so blass aus! Hierbei werden die verwendeten Sensoren, die Objektive, die Brennweite usw. in der Berechnung berücksichtigt, um das JPEG so optimal wie möglich abzuspeichern. Bei Smartphones wie z.B. dem iPhone gibt es sogar spezielle Apps, welche das Abspeichern von RAW-Formaten ermöglicht.

iPhone 7, JPEG, unbearbeitet

Somit liegt also über jedem Bild, welches von der Kamera direkt als JPEG gespeichert wird eine Art „Filter“. Aber dies ist auch zwingend notwendig, da ansonsten nur eine blasse Aufnahme entsteht. Und somit spricht man hier nicht von der Bearbeitung bzw. der Manipulation eines Fotos, sondern lediglich von der Entwicklung.

Früher – bei analogen Kameras – hatte man einen Film, welcher entwickelt werden musste. Je nach chemischer Zusammensetzung der Flüssigkeit wurden hier die Farben auch mal mehr, mal weniger intensiv oder die Fotos mal mehr, mal weniger dunkel. Ein heutiges aufgenommenes RAW-Format lässt sich somit am ehesten mit dem Negativ eines damaligen Fotos vergleichen.

Wenn wir also nun ein RAW in einer entsprechenden Software entwickeln, ist dies ein normaler und notwendiger Vorgang. Hätten wir in JPEG fotografiert und nicht „nachbearbeitet“, hätte uns die Entwicklung der Hersteller der Kamera mit seinem hinterlegten Algorithmus abgenommen und wir könnten keinen eigenen Einfluss nehmen.

Sony A7ii, RAW, unbearbeitet

 

Eigener Einfluss und die Frage nach dem Geschmack.

Der Hersteller-Algorithmus ist natürlich nicht immer perfekt. Er kann nicht auf jede Situation passen und das perfekte Foto darstellen. Anstelle sich hier auf irgendeine vordefinierte Automatik zu verlassen, können wir nun selbst Hand anlegen und das Foto so entwickeln wie es unserer Meinung nach am besten zur Situation passt. Und im direkten Vergleich der Beispiel-Bilder, sieht man hoffentlich recht gut was wir meinen, oder?!

Beispielsweise werden beim iPhone-Bild manche Bildbereiche schlichtweg unterbelichtet und daher wirken sie nur noch schwarz. Die rote Spitze des Matterhorns hingegen ist richtig strahlend abgelichtet worden. In unserem unbearbeiteten RAW-Foto sieht man wieder sehr schön wie blass das gesamte Bild wirkt. Erst im selbst entwickeltem Foto, sind wir mit dem Ergebnis zufrieden. Wir können die dunkleren Bereiche etwas aufhellen, die Spitze des Matterhorns richtig schön rot leuchten lassen – ohne dabei wichtige Bildinformationen zu verlieren – und den Himmel trotzdem so dunkel belassen wie er war. Denn anders als das menschliche Auge, hat man an der Kamera nur pro Bild eine einzige Einstellungsmöglichkeit was Blende, Verschlusszeit und ISO anbelangt.


Sony A7ii, RAW, in Lightroom entwickelt

 

Somit ist also die korrekte Antwort auf die Eingangs gestellte Frage:
JA – in Bezug auf die Entwicklung des Fotos. NEIN – in Bezug auf eine Bildmanipulation, welche wir vorgenommen haben.

Teilen: